Bettina Beranek

Studium der Malerei an der Universität für angewandte Kunst in Wien bei Prof. Frohner und an der Kunstakademie Düsseldorf bei Prof. Anzinger. Zahlreiche Stipendien und Auszeichnungen. Rege Ausstellungstätigkeit (Einzel- und Gruppenausstellungen) im In- und Ausland. Lebt und arbeitet in Deutschkreutz.
www.b-beranek.net

Seit Jahren beschäftige ich mich mit verschiedenen Spielarten der visuellen Wahrnehmung. Meine Malerei ist ein ständiger Versuch, dem "Sehen" auf den Grund zu gehen. Wie funktioniert der Sehvorgang an sich, also wie kommen die Bilder von unseren Augen in unsere Köpfe? Wie funktioniert peripheres und
zentrales Sehen? Was sehen wir bei geschlossenen Augen? Wie hat die Fotografie unser Sehen verändert?

Tatsächlich ist unsere visuelle Wahrnehmung ein hochkomplexer Vorgang: Unsere Augen sind ständig in Bewegung. Erst durch sogenannte Blicksprünge sind wir imstande, uns ein Gesamtbild von unserer Umgebung zu machen. Dabei sehen wir immer nur einen kleinen Teil der Welt fokussiert. Unsere Augen machen durchschnittlich zwischen 3 und 5 Blicksprünge in der Sekunde, sie tasten ständig unsere Umgebung ab, senden blitzschnell diese Einzelbilder an unser Gehirn, wo dann diese Informationen zu einem Gesamtbild zusammengefügt werden. Sehen ist ein zeitlicher Vorgang. Man kann nicht alles zur gleichen Zeit sehen. Nur durch das blitzschnelle Zusammenbauen dieser vielen "Puzzlebilder" (die als Einzelbilder oft wenig Informationsgehalt haben) ist der Mensch in der Lage, sich einen Überblick zu schaffen und sich in der Welt zu bewegen.

Dabei spielen Erinnerungen und Assoziationen eine große Rolle. Unser Gehirn ordnet blitzschnell das Gesehene und vergleicht es mit anderen Seherfahrungen. Nicht durch unsere Augen, sondern durch unsere Erfahrungen, unser Wissen und auch unsere Phantasie erhalten wir ein Bild von der Welt.

Dadurch ergeben sich spannende Fragen: Was sehe ich tatsächlich und was ergänze ich durch mein Wissen? Wie sehr kann ich mich auf meine visuelle Wahrnehmung verlassen?