Sibylle Gieselmann

geboren 1958 in Karlsruhe, D
1978 – 1984: Studium an der Hochschule für angewandte Kunst, Wien in der MK Oswald Oberhuber, „Freie Graphik“
1978 – 1986: Maskenbildnerin für Film und Theater
1984 – 1991: Zeichentrickfilme für Musikvideos und Commercials, Buchillustrationen, Grafikerin in verschiedenen Redaktionen
1988: Preis „Die schönsten Bücher Österreichs 1988“ für Illustration und Text des Buches „Der Tag an dem soviel geschah“, erschienen im Picus-Verlag
1991 – 1992: Artdirectorin der AZ – Arbeiterzeitung
seit 1993 selbstständige Grafik-Designerin im Kunst-, Kultur- und Wissenschaftsbereich
www.null7.at
www.sibyllegieselmann.com

„I have a dream“

1 Ich erzählte einer Freundin von meiner Präsentation heute Abend, und sie assoziierte mit dem Titel „Ich habe einen Traum“ oder „I have a dream“ sofort die berühmte Rede von Martin Luther King. Er sprach über Freiheit, Gleichheit, politische und gesellschaftliche Missstände. Das war 1963.

2 Zuerst war ich über diese Reaktion irritiert, denn der Titel „Ich habe einen Traum“ bezieht sich auf meine neueste Arbeit die ich hier zum Schluß zeigen werde. Aber in meiner Serie von Selbstportäts, die 2016/17 entstanden sind, ging es mir genau um diese Themen.

3 Ich wollte Position beziehen, zu den unfassbaren Vorkommnisse in der Welt weit weg, aber auch direkt hier bei uns.

4 Unglaublich empört hatte mich ein Artikel im FALTER in dem 4 Journalistinnen „vor die Kamera“ getreten waren. Der Titel war: „Uns reicht’s! Sie werden für kritische Berichte sexistisch beschimpft, mit Vergewaltigungen und Mord bedroht. Vier prominente Journalistinnen wehren sich gegen den Hass im Netz“

5 Ich musste meine Empörung darüber, mit meinen Mitteln, auszudrücken. Am ehrlichsten erschien mir, mich selbst zu zeigen, mit meiner Wut, meiner Verletzbarkeit, meinen Abgründen und Stärken. Die Zeichnungen, die auf 2 Ebenen Transparentpapier entstanden sind, habe ich rundherum zusammengenäht.

6 Zum selben Thema sind dann noch diese Arbeiten entstanden.

7 Ich arbeite immer wieder mit Linolschnitt. Diese Technik gibt mir vor, nur in schwarz-weiss zu denken, was ein konzentriertes Arbeiten auf das Wesentliche mit sich bringt.

8 Und hier mache ich zeitlich einen Schritt zurück. Zurück zu meinen Arbeiten, die sich mit der Symbolik von alltäglichen, banalen Dingen beschäftigen.

9 Diese Serie von Plastikflaschen umfasst 7 Arbeiten. Die Schatten die durch die Interaktion zweier Dinge entstehen, materialisieren sich scheinbar zu einem
eigenständigen 3. Objekt.

10 Genauso wie bei diesem Triptychon. Der Schatten, also das neue, eigenständige Objekt, ist aus der Interaktion der 2 schon dagewesenen Objekte entstanden.

11 „Ich habe einen Traum“ Das ist der Titel dieser Serie von 6 Arbeiten, die zuletzt vergangenen Sommer entstanden sind.

12 Es gibt also durchaus auch Zeiten, in denen ich entspannt die Dinge beobachten und malen kann, die mich faszinieren. Aber die ganz aktuelle politische
Entwicklung in unserem Land lässt mich momentan eher wieder so aussehen!